Joseph Otto Kolb
Erzbischof Joseph Otto Kolb (1943-1955)  
Die zu diesem Zeitpunkt [1998] zuletzt im Bamberger Dom angebrachte Grabinschrift ist die des Erzbischofs Joseph Otto Kolb [1], der von 1943-1955 die Geschicke des Erzbistums lenkte.
Sein von dem Münchner Karl Potzler 1961-1963 [2]   geschaffenes Bronzeepitaph im nördlichen Seitenschiff ist in modernem Stil gehalten. Es zeigt den Oberhirten mit zum Segen erhobener Hand sowie Mitra, Bischofsstab und das Wappen des Bischofs, über den folgende Inschrift Auskunft gibt:
HIC JACET  
REVERENDISSIMUS DOMINUS
DOMINUS
JOSEPH OTTO KOLB
NONUS ARCHIEPISCOPUS
BAMBERGENSIS
* DIE 9. AUGUSTI 1881
CONSECRATUS
DIE 13. OCTOBRIS 1935
+ DIE 29. MARTII 1955
R.  I.  P.  [3]
Hier ruht der hochwürdigste Herr, Herr Joseph Otto Kolb, neunter Erzbischof von Bamberg, geboren am 9. August 1881, geweiht am 13. Oktober 1935, gestorben am 29. März 1955.
Er möge ruhen in Frieden.
Joseph Otto Kolb, der seit 1935 Weihbischof war, wurde am 26. Januar 1943, sechs Tage nach dem Tod seines Amtsvorgängers, zum Erzbischof von Bamberg ernannt. Inmitten der Wirren des 2. Weltkriegs beschränkt sich Kolb der "zwar tief religiös, aber keine Kämpfernatur" [4] war, im wesentlichen darauf, "die Positionen der Kirche zu verteidigen und die Pontifikalfunktionen auszuüben." [5] Nach Kriegsende war er "mit einer Fülle von fast unlösbaren Problemen" [6] konfrontiert. Im Erzbistum herrschte katastrophale Wohnungsnot, Armut und geistige Orientierungslosigkeit. Durch die Gründung der St.-Joseph-Stiftung für kirchlichen sozialen Wohnungsbau, Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Kirchen, uneingeschränkte Unterstützung des Diözesan-Caritas-Verbandes, Volksmissionen und viele weitere Maßnahmen brachte Erzbischof Kolb wirksame Linderung der vielgestaltigen Not.   Er wurde zum "Bischof  des Wiederaufbaus". [7] Auch die Jugend und die zeitgenössische Kunst hatten in Joseph Otto Kolb einen Freund und Förderer. Zur größten Enttäuschung seines Lebens wurden für ihn die Vorgänge in Heroldsbach, als er die Anfeindungen jener Kreise erdulden mußte, die "auch nach dem negativen Urteil der höchsten kirchlichen Stellen noch die Echtheit der angeblichen Muttergotteserscheinungen (...) verteidigten." [8]
Nach kurzer Krankheit verstarb Joseph Otto,   der einmal als "persongewordene Liebenswürdigkeit" [9] bezeichnet wurde, am 29. März 1955.
Die Inschrift auf Joseph Otto Kolbs Gedächtniswerk entspricht in Schriftbild und Aussage dem modernen Stil des Epitaphs. Erstmals erfolgt hier die Verwendung genealogischer Symbole für Geburt und Tod, die auch dem unkundigen Betrachter geläufig sind. Auch das fürbittende Gebet für den Verstorbenen erscheint in der bekannten abgekürzten Form R. I. P.  
Die Beschränkung der Aussage auf das Wesentliche und die Verwendung der klaren und übersichtlichen Blockbuchstabenschrift sind Merkmale einer zeitgenössischen Formensprache, wie Kolb sie sich stets gewünscht hatte. [10]

Anmerkungen:  
[1]
Das Grab von Erzbischof Josef Schneider trägt noch keine Inschrift.
[2]
vgl. KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 341.
[3]
R(EQUIESCAT) I(N) P(ACE).
[4]
KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 315.
[5]
KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 318.  
[6]
KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 320.
[7]
KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 324.
[8]
KIST, J.: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg, 1962 (3. Aufl.); S. 147.
[9]
KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 336.
[10]
KERNER, E.: Erzbischof Joseph Otto Kolb. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Lebensbilder. Bamberg, 1997; S. 331.



Quelle:
WALZ, F.: Ausgewählte lateinische Inschriften im Bamberger Dom. (Unveröffentlichte Facharbeit im Fach Latein). Bamberg: Kaiser-Heinrich-Gymnasium, 1998; S. 22-24.