Kaisergrab
Der Bamberger Bischof Heinrich III. Groß von Trockau (1487-1501) ließ zum 200-jährigen Jubiläum der Heiligsprechung von Kaiserin Kunigunde im Jahr 1500 eine Grabtumba für 350 Gulden herstellen. Das Bildprogramm geht wohl auf den Bamberger Künstler Wolfgang Katzheimer zurück; der Bildhauer tritt in der Quittung vom 4.11.1500 erstmals aus seiner Anonymität: Es war niemand anderes als Tilman Riemenschneider (1460-1531), dem Franken viele erlesene Kunstwerke verdankt. - Das Grabmal wurde erst 1513 fertig gestellt!
Das Kaisergrab des Hl. Heinrich und der Hl. Kunigunde im Bamberger Dom enthält eine barocke Inschrift aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, deren Übersetzung wir die Lateinstunde am 03.07.02 widmen.
Die aus zwei Teilen bestehende Inschrift enthält zunächst eine Widmung:
Während die Reliefs des Kaisergrabs aus gelblichem Solnhofener Juramarmor gefertigt wurden, bestehen die Bronzetafeln der Grabinschrift (hier das Oberteil) aus Bronze.
Die Inschrift lautet:
Gloria haec est omnibus sanctis eius
(Dies ist zum Ruhm aller seiner Heiligen.)
Dabei ist mit "seiner" vermutlich Gott gemeint. Die Inschrift richtet sich also nicht nur an Heinrich und Kunigunde, sondern an alle Heiligen Gottes.
Kaisergrab Bamberg; barocke Inschrift
Untere Inschriftenplatte auf der Westseite des Kaisergrabes. Bei der Barockisierung des Domes (1649-1658) wurde das Kaisergrab von seinem ursprünglichen Standort entfernt, wodurch die nicht mit Reliefs geschützte Schmalseite zum Vorschein kam. Die barocke Inschrift, hergestellt von Sebastian Kopp aus Forchheim, kaschiert den glatten Stein.
Die eigentliche Inschrift beginnt mit drei Großbuchstaben:  
D. O. M.
Das soll keinesfalls Dom bedeuten, sondern ist die Abkürzung für "deo, optimo, maximo" - dem besten, größten Gott. [1]
Darauf folgen die Worte:
HVMANI GENERIS
REDEMPTORI JESV CHRISTO
HVIVS ECCLESIAE
FVNDATORIBVS TVTORIBVS PATRONIS
DIVIS HENRICO ET KVNIGVNDAE
CAESAREIS ET VIRGINEIS CONJVGIBVS
ARAM TROPHOEVM MONVMENTVM
SACRAVIT EREXIT POSVIT
M. O. E.
Übersetzung:
Dem besten, größten Gott und Jesus Christus, dem Erlöser des Menschengeschlechtes und den Gründern dieser Kirche, den Beschützern, den Schutzpatronen, dem Hl. Heinrich und der Kunigunde, den Kaisern und  jungfräulichen Ehepartnern hat einen Altar und ein Grabmal geweiht und errichtet und aufgestellt Bischof Melchior Otto.
  
Das Wort "jungfräulich" im Text weist daraufhin, dass Heinrich und Kunigunde eine Josefsehe [2] führten und kinderlos blieben.
Richtige Probleme beim Übersetzen gab es nur bei "redemptori" (von redimere, eigtl.: loskaufen, erkaufen), das wir dann jedoch richtig mit "Erlöser" übersetzten.
Zum Abschluß stehen wieder drei Großbuchstaben: M. O. E. (Melchior Otto Episcopus): Bischof Melchior Otto (Melchior Otto Voit von Salzburg; Bischof 1642-1653).
Bericht: Tina Herbst (9a)
Die Erarbeitung dieses Textes erfolgte am 07.03.2002 in einer Vertretungsstunde der Klasse 9a durch OStRin Brigitte Furthmüller.
Quelle:
HAAS, N.: Das Kaisergrab im Bamberger Dom unter besonderer Berücksichtigung des Hochgrabes - ein Werk des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider. Bamberg: Norbert Haas, 1999 (3. Auflage).



Anmerkung:
[1]
D.O.M.:  
D.O.M. ist eine Entlehnung aus der antiken Weiheformel I.O.M. (Iovi Optimo Maximo = dem größten, besten Jupiter). Die Heiligtümer des Iuppiter Optimus Maximus befanden sich bevorzugt auf Hügeln und Bergen, z. B. auf dem Kapitol in Rom, dem sakralen Mittelpunkt des Römischen Reiches.



[2]
Josefsehe:  
Ehe, in der die Partner aus religiösen Gründen sexuell enthaltsam leben. Vorbild ist nach katholischer Vorstellung die Beziehung zwischen dem biblischen Josef und Maria, der Mutter von Jesus Christus.