Friedrich Philipp von Abert
Erzbischof Friedrich Philipp von Abert (1905-1912)  
"Prunkvoll als Ausdruck der Repräsentationsfreude der ausklingenden monarchischen Epoche" [1] zeigt sich das Grabmal von Erzbischof Friedrich Philipp von Abert [im Bamberger Dom] am nördlichen Pfeiler des Westchores. Es wurde von dem Akademieprofessor Balthasar Schmitt (1851-1942) aus rotem Untersberger Marmor geschaffen [2] und stellt eine bewußte Anlehnung an das aus der Riemenschneiderwerkstatt stammende Grabmal des Bischofs Rudolf von Scherenberg (1466-1495) im Würzburger Dom dar. [3] Die Darstellung richtet sich vor allem nach dem Wunsch des Verstorbenen, der 1909 folgenden Nachtrag zu seinem Testament machte: "Es soll mir (...) ein Epitaph gesetzt werden, auf dem ich in Lebensgröße (...) im vollen Meßpontifikalornat dargestellt bin, den Bischofsstab in der Hand, das Volk segnend." [4]
Epitaph: Erzbischof Friedrich Philipp von Abert
Die Inschrift am Rand des Epitaphs umrahmt, links unten beginnend und immer von innen zu lesen, die Figur des Bischofs. Sie lautet:
Epitaphinschrift: Erzbischof Abert
Die ergänzte Form lautet:
Reverendissimus in xpisto pater et Dominus Fridericus Philippus de Abert natus die 1. maii 1852 consecratus 1. maii 1905 denatus 23. aprilis 1212 cuius anima deo vivat.
Der hochwürdigste Vater und Herr in Christus, Friedrich Philipp von Abert, geboren am 1. Mai 1852, geweiht am 1. Mai 1905, gestorben am 23. April 1912. Seine Seele lebe in Gott!
Friedrich Philipp Aberts Heimatort ist das unterfränkische Münnerstadt im Bistum Würzburg. Nach dem Abitur am dortigen Gymnasium studierte er Philosophie in Passau und trat 1871 in das Würzburger Priesterseminar ein. 1875 zum Priester geweiht, zeichnete er sich durch solche Gelehrsamkeit aus, daß er 1890 auf den Lehrstuhl für Dogmatik an der Würzburger Universität berufen wurde. Sein großes Vorbild blieb bei seiner gesamten Lehrtätigkeit stets der hl. Thomas von Aquin, über dessen Lehren er einige große Werke schrieb. 1905 erfolgte die Nomination zum Erzbischof von Bamberg und die Weihe am 1. Mai. Mit großer Entschlossenheit nahm sich Abert nun der Probleme an, die "die weit ausgedehnte Diaspora und die rasch wachsenden Industriestädte der Diözese aufwarfen." [5] Durch Pfarreigründungen und Kirchenneubauten erstrebte er eine Verbesserung der Seelsorgesituation in Diasporagebieten, besonders im Raum Nürnberg.   In Konflikt mit der Politik gerit von Abert bei den Reichstagswahlen von 1907, weil er sich öffentlich gegen die vom Zentrum empfohlene Unterstützung der Sozialdemokraten stellte. Dies und andere Ärgernisse schadeten dem seit 1908 schwerkranken Erzbischof, der schon 1912, fünf Jahre nach der Neunhundertjahrfeier des Bistum Bamberg, den Bischofsstab für immer aus der Hand legte. [6]
Das Epitaph Erzbischof von Aberts weist einen bewußt archaisierenden Stil auf, der sich vollkommen an gotischen Vorbildern wie dem Grabmal des Anton von Rotenhan orientiert. Die elegante Texturinschrift umrahmt wie ein Band die Darstellung des Bischofs. Übernommen wurde auch die prägnante Kürze des Textes, ja sogar der Schreib- und Abkürzungsstil des 15. Jahrhunderts. Schmitt bediente sich nur eines Abbreviationszeichens (9), welches er nur bei der Elision von Buchstaben im Wortinneren setzte, allerdings nicht konsequent (D(omin)us). Die im Lateinischen ungebräuchliche Form cosecratus (statt consecratus) mag eine Folge von Platzmangel sein, zumal der letzte Buchstabe t schon halb unter der Mitra verschwindet.
Schließlich weist das Epitaph Friedrich Philipp von Aberts eine weitere Besonderheit auf, nämlich den Wahlspruch des Erzbischofs, der vom Bildhauer auf das Pallium geschrieben wurde: "Caritate fortiter et suaviter" - "Durch Liebe stark und gütig." Dieses vom Papst verliehene Würdezeichen trägt nie eine Beschriftung; Balthasar Schmitt machte hier lediglich Gebrauch von der künstlerischen Freiheit.

Anmerkungen:  
[1]
ZEISSNER, W. u. URBAN, J.: Der Dom zu Bamberg. Kathedrale und Mutterkirche. 5. Teil der Reihe "Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart". Strasbourg: Edition du Signe, 1997; S. 41.
[2]
GÜLDENSTUBBE, E. S. von: Erzbischof Friedrich Philipp von Abert. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Bamberg, 1997; S. 284.
[3]
ZEISSNER, W. u. URBAN, J.: Der Dom zu Bamberg. Kathedrale und Mutterkirche. 5. Teil der Reihe "Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart". Strasbourg: Edition du Signe, 1997; S. 41.
[4]
GÜLDENSTUBBE, E. S. von: Erzbischof Friedrich Philipp von Abert. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Bamberg, 1997; S. 277.  
[5]
KIST, J.: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg, 1962 (3. Aufl.); S. 143.
[6]
vgl. GÜLDENSTUBBE, E. S. von: Erzbischof Friedrich Philipp von Abert. In: URBAN, J. (Hrsg.): Die Bamberger Erzbischöfe. Bamberg, 1997; S. 247-277.



Quelle:
WALZ, F.: Ausgewählte lateinische Inschriften im Bamberger Dom. (Unveröffentlichte Facharbeit im Fach Latein). Bamberg: Kaiser-Heinrich-Gymnasium, 1998; S. 20-22.